Geschichten über Friedrichsanfang
(ehemalig Tiergarten)

   

frei nach Human

Fürst Ernst, aus dem Hause Sachen Gotha, entschied sich im Jahre 1684 Hildburghausen als zukünftigen Residenz zu wählen, nachdem das Fürstentum Sachsen Gotha, nach den Teilungsverträgen von 1680 und 1681 in 7 Zwergstaaten aufgeteilt wurde. Dem folgte in den Jahren 1685 bis 1695 der Schlossbau in der südlichen Altstadt von Hildburghausen. Um das fürstliche treiben mit Hofstaat und Gästen besser zu präsentieren, suchte der Herzog nach einem Standort für einen fürstlichen Tier- und Lustgarten. Hierzu schienen dem Herzog Ländereien nahe „Weikersroth“ (dem heutigen Weitersroda) der ideale Ort. Eigentümer der ausgesuchten Flächen, 4 schöner Teiche und 2 großer Wiesen über der „Langen Wand“, war die Witwe Dorothea Bauer, der man 700 Gulden versprach, die sie bis heute nicht erhielt. Es dauerte nun bis in das Jahr 1708, ehe der Rat und die Bürgerschaft nach langer Weigerung dem Herzog ein Stück vom Stadtgehölz, das „Eichenzagel“ genannt, für den Tiergarten überlies. Als Ausgleich musste das Rittergut „Weikersroth“ ein Stück Waldung an Hildburghausen abgeben. Den Namen Friedrichsanfang, verdankt der Tier- und Lustgarten der Taufe des Erbfürsten Friedrich. Die Taufe fand am Abend der Geburt, am 29.4.1763 statt. Sie wurde vom Generalsuperintendenten Ernst Phillip Kern unter den Taufpaten Prinz Eugen und Frau Geheimrat von Wolzogen vollzogen. Gäste waren u. a. der deutsche König, die verwitwete Königin von Dänemark, der Kurprinz und die Kurprinzessin von Sachsen, Prinz Heinrich von Preußen, die verwitwete Herzogin von Meiningen, der Markgraf von Bayreuth, der Herzog von Wolfenbüttel und Prinz Georg von Darmstadt. Zu Ehren Friedrichs wurden nicht nur „Friedrichsanfang“ neu betitelt, auch „Friedrichshall“, die damals grade erneuerte Saline bei Lindenau , die Glashütte „Friedrichshöhe“ und eine zur Verbesserung des Schreibunterrichtes geschaffener Teil der Stadtschule „Friedrichsanstalt“ kamen zu neuen Namensehren.

frei nach Human

Der zweite Fürst des Fürstentums zu Sachsen – Hildburghausen, Ernst Friedrich der I., plante nun, die „fürstliche Lust und Ergötzlichkeit“ im Rahmen seines Tier- und Lustgartens näher an seinen Sitz, dem Stadtschloss zu legen. 1719 begann die Planung auf den Flächen zwischen Schlosspark und Stadtberg. Die Anlage war 1720 soweit fortgeschritten, dass der Tiergarten Friedrichsanfang an den Obristen von Pflug aus Bedheim veräußert wurde. Der Kaufpreis betrug 650 Gulden. Im gleichen Jahr veräußerte der Obrist ein“ Areal von einem Acker samt Gehölz“ an die jüdische Gemeinde Hildburghausen – Simmershausen zur Friedhofserweiterung. Dies brachte ihm 50 Gulden und 2 Dukaten sowie einen jährlichen Pachtzins. Der Rest des Gutes blühte landwirtschaftlich auf, erhielt Brau- und Schankrechtigkeit sowie Hutrecht und Vogteilichkeit. Die Witwe des Obristen von Pflug verkaufte das Gut wieder an die Stadt Hildburghausen für 1 625 Gulden. 1 731 zeigte Herzog Ernst Friedrich der II. wieder Interesse am ehemaligen Besitz seines Großvaters und lies sich das Gut für 1 700 Gulden übereignen. Er erhob Friedrichsanfang zum Freigut. 1 745 nach dem Ableben Ernst Friedrich II ging das Freigut für 3 033 Gulden an den Landschaftskassierer Habermann. Unter ihm kam der Bierexport in Richtung Hildburghausen besonders gut ins laufen, so dass mancher Ochsenkarren ohne Einvernehmen des Herzogs in Richtung Hildburghausen rollte. 1755 verfügte Herzog Ernst Friedrich der III. schließlich für Hildburghausen ein „Einfuhrverbot für Bier“ vom Freigut Friedrichsanfang, Grund war die Hinterziehung „hochfürstlicher Tranksteuer“! Fortsetzung folgt. KS Worterklärung: Freigut; weitgehend von Abgaben und Steuern befreiter Besitz. Hutrecht; Recht eines Viehbauern seine Tiere auf anderen, nicht eigenen Flächen zu hüten. Vogteilichkeit; Recht auf dem Besitz lebende Bauern zu Abgaben und Diensten heranzuziehen. Brau- und Schankrecht; erlaubt die Herstellung und den Vertrieb von Bier und „Broihan“ Broihan; Alkoholarmes Weizenbier

frei nach Human

Nach dem das Gut mit fürstlichen Namen ausgestattet war und die produzierten Waren sich gut verkauften, entstanden südlich des Haupthausen weitere Ansiedlungen von Gutsarbeitern und Pachtbauern. Das Gut wechselte nun einige male den Besitzer, so durften es der „Obrist von Boxberg“ ab 1771 sein Eigen nennen. Es umfasste zu dieser Zeit eine Fläche von ca. 48 ha in der „80 Acker, 23 Wiesen und 3 Gärten“ enthalten waren. Nächster Eigner war der Pfarrer Heinrich Fischer aus Bürden, ihm folgte 1803 „Major Karl von Heßberg auf Eishausen“ Der letzte Eigentümer des damaligen „Großen Freigutes“ war der „Landgeometer“ Max Elßmann. Von Missernten in Deutschland beeinflusst und von seiner Wanderlust getrieben zog es ihn 1856 nach Amerika wo er auch verstarb. Seine Witwe verkaufte das Gut 1863 an 17 Bürger aus Weitersroda. Hier sind noch heute ansässige Namen wie Höppel, Meinunger oder Straub in den Katasterunterlagen zu finden. Am 20.Mai 1864 wechselte die Markung von Hildburghausen an Weitersroda, 1871 erfolgte die kirchliche Trennung von Hildburghausen. 1853 gab es laut Professor Brückner (Landeskunde Herzogtum Sachsen - Meiningen), 4 Wohnhäuser, „ 1 Werkhaus“,35 Einwohner in 7 Familien, 23 Stück Vieh (davon 14 Schweine). Im „Adreß-Buch“ der Stadt Hildburghausen, welches vom Stadtsekretär und Standesbeamten Martin Peter bearbeitet und 1909 von der „Herzoglichen Hofdruckerei“, „F.W. Gandow & Sohn“ zu Papier gebracht wurde, hatte Friedrichsanfang bereits 50 Einwohner in 12 Häusern und einen Fernsprecher mit der Nummer 256. Hier wird unter anderen auch Paul Nußbicker als Bewohner des Hauses Nummer 1 und Verwalter des „Kreis- Siechen- und Altersheimes“ erwähnt. Weitere Bewohner von Friedrichsanfang waren im Haus Nr.6 Seifert Oskar, Glasbläser, in der 8 Müller Emil, Fabrikschmied, in der 10 Straub Wilhelm, Fabrikarbeiter oder in der 12 Leipold Hilmar, Schriftsetzer. Der Standort dieser Häuser war südlich des Gutes und im Heute südwestlichen Teil von Weitersroda, welcher zu Friedrichsanfang gehörte. (Fortsetzung folgt) KS

frei nach der Chronik von  Lehrer  Schlegel

Erwähnenswert ist auch noch die Nächtigung des bayrischen Jägerbataillons vom 1.7. zum 2.7.1866 in Weitersroda und Friedrichsanfang. Der Feind - die Preußen - wurden von Wiedersbach her erwartet. Im Herbst 1906 kaufte Landrat Göttinger die Gutsgebäude und lies das Armen- und Siechenhaus für den Landkreis einrichten. Hier gab es Proteste der Hildburghäuser Bürger, die die gerne besuchte Gastwirtschaft nun missen mussten. Der Kirchenchor zu Weitersroda, welcher im Konflikt mit dem Weitersrodaer Wirt stand, unter Leitung des Lehrers Breitung, der seine Gesangsprobe dort abhielt, protestierte ebenfalls gegen die Schließung des Gasthauses. 1961 wurde das Heim von der Landesnervenklinik übernommen. Von 4 Pflegekräften wurden bis zu 55 Patienten betreut. Nach Fertigstellung des neuen Hauptgebäudes der „Fachkrankenhaus für Psychiatrie und Neurologie Hildburghausen GmbH“ wurde das alte Gutsgebäude Friedrichsanfang halb der Gemeinde und halb dem Landkreis zugeordnet. Im Jahr 1994 übersiedelte das Ökologiezentrum Breitenbach in die alten Gutsgebäude. Mit gütiger Unterstützung von Staat und Bundesland wurde hier durch Arbeitsbeschaffungsmaßnamen Forschung, geschichtliche Aufarbeitung und Vorarbeit für Institutionen bei Konzepterstellungen geschaffen. Heute teilen sich 3 Familien, die zum Teil sanierten Gebäude des ehemaligen Landgutes. Auch hat die Gastlichkeit wieder Einzug gehalten, die Familie Stonus betreibt seit über 10 Jahren wieder ein Lokal in den alten Gemäuern. In Weitersroda entstand, im März 1953 eine der ersten „Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften“ der DDR. Mit dem Namen „Bauernkraft“ ausgestattet hinterließ sie auch in Friedrichsanfang ihre Spuren. So entstanden in dieser Zeit hier große Feldscheunen und Offenställe. Den Genossenschaftsbauern gab man die Möglichkeit nahe ihrer Arbeitsstätte preiswerte „Neubauernhäuser“ zu errichten.1954 entstanden hier, die zur Gemeinde Weitersroda gehörenden Hausnummern 70 (Georg u. Magarete Bihr) und 71 (Hilmar u. Marianne Hornung), 1955 folgte die 72 (Roland und Anni Bauer) und 1956 die 73 (Karl und Anni Leib). Weitere Häuser folgten erst in den Jahren1976, 1981 und nach 1990. (Fortsetzung folgt). KS

frei nach der Chronik von Lehrer Schlegel

Geschichte und Menschen haben das Territorium des heutigen Friedrichsanfangs natürlich schon länger als 300 Jahre berührt. So war der bereits 1307 existierende Hof „Kaltenbrunn“ in unmittelbarer Nähe. Neben Teichen, Teichwiesen, „Waldrodsackern“ und einer Mühle wird hier schon zu Beginn des 18. Jahrhundert von einer Ziegelhütte gesprochen. Doch nicht erst im Zeitalter der Ziegeleien wurden bei Friedrichsanfang Bodenschätze gehoben. Die hiesigen Steinbrüche und Sandgruben haben vielen Südthüringer Häusern und Kirchen ihr Aussehen gegeben. Der größte und tiefste Steinbruch befand sich südlich der Hildburghäuser Straße (etwa die Lage der oberen Wohnhäuser und dahinter), kleinere Brüche befanden sich nördlich der Straße (heute bewaldet) und südlich der Hildburghäuser Straße (wieder mit Erde befüllt) bis zum „Kaltenbrunn“. Nach Schlegel wurden hier Netzleisten und berühmte Tierfährten gefunden. Hier muss auch der Hinweis auf Friedrich Sickler gestattet sein. Er war derjenige, der mit seinen Forschungsarbeiten die Handtierfährten (Chirotherien) aus der Flur Weitersroda für über 40 Museen weltweit interessant machte. Einen Artgenossen der 240 Millionen Jahre alten Saurier - Urtypen ist hinter dem Rathaus von Hildburghausen zu sehen. Ein Geotop, welches Spuren und Urgeschichte vermittelt, ist in den „Winzerschen Steinbrüchen“, im „Bürdener – Schlag“, im Südosten der Gemarkung Weitersroda zu finden. Auch Friedrichsanfang hat ein besonderes „Geotop“, allerdings von den Handtieren der Neuzeit (Leute die gerne anderen die Hand geben). Gemeint ist hier die „Allee der Prominenten“. Das Ökologiezentrum Breitenbach lies hier „bekannte Persönlichkeiten“ Bäume pflanzen. Bernhard Vogel, Regine Hildebrand, Rudolf Scharping, Gregor Gysi, Volker Sklenar, Hanspeter Wullf-Woesten, Thomas Müller und Steffen Harzer hatten hier den Spaten in der Hand. Bei der Zusammenstellung der geschichtlichen Daten standen mir neben älteren Bürgern von Weitersroda, das Fachkrankenhaus Hildburghausen, Dr. Karl Dransfeld, Karl – Heinz Ross und die Familie Stonus zur Seite, bei denen ich mich herzlich bedanken möchte. Ich hoffe ich habe, mit den 5 Artikeln ihre Interesse an Friedrichsanfang geweckt und sie besuchen unser Fest vom Pfingstfreitag bis Pfingstsonntag, Ihr Ortsbürgermeister von Weitersroda Kurt Seifferth